Die Periode ab 1990

Die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 war mit gravierenden Änderungen für die Menschen aus der ehemaligen DDR verbunden. Das Versprechen, in Ostdeutschland innerhalb von fünf Jahren blühende Landschaften zu schaffen, war zwar eine sehr optimistische politische Formulierung, in meinem Rückblick aber nicht ganz falsch. Durch die Vergabe von billigen Baukrediten entstanden auch in den Dörfern an den Seen neue Wohnviertel. Im Dorf Wildenbruch wurden viele der ehemaligen Bauerngehöfte in Wohnquartiere umgewandelt, indem das Herrenhaus, die Stallungen und die Scheunen zu Wohnungen umgebaut wurden. Die Einwohnerzahlen stiegen. Die Infrastruktur wurde nach und nach ebenfalls komplett modernisiert und ausgebaut. Nördlich des Seddiner Sees entstand auf dem Gemeindegebiet des Dorfes Wildenbruch eine Golfanlage mit einem Wohnkomplex für gehobene Ansprüche. In Seddin siedelte sich Mitte der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts ein Institut für angewandte Gewässerökologie GmbH an.

Die Seddiner Seen wurden mit der Wiedervereinigung Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. In den neunziger Jahren waren die Seddiner Seen sich mehr oder weniger selbst überlassen. Dies änderte sich zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts mit dem Verkauf des Großen und Kleinen Seddiner Sees an die Gemeinde Seddiner See. Den Kähnsdorfer See kaufte im Jahr 2004 der Leiter des Instituts für angewandte Gewässerökologie GmbH. Diese unterschiedliche Besitzstruktur ist in meiner Einschätzung nicht günstig für die Lösung von Pflegemaßnahmen für die Seddiner Seen.

Beginnend im Jahr 1999 wurde Wasser aus einem Brunnen südlich des Seddiner Sees für einige Jahre in den Großen Seddiner See gepumpt, um die Wassersituation zu verbessern. Es waren 500 000 m3/a. Dieses Vorhaben wurde nach einigen Jahren eingestellt, weil sich keine Nachhaltigkeit einstellte. Auch nördlich des Großen Seddiner Sees wurde Anfang des neuen Jahrhunderts ein Projekt gestartet, den Großen Seddiner See Grundwasser zuzuführen. Dieses Projekt hat eine Laufzeit von 25 Jahren und endet im Jahr 2026.1

Im Jahr 2006 wurde ein vom Institut für angewandte Gewässerökologie entwickeltes Restaurationsvorhaben mit dem Titel „Restauration der Seddiner Seenkette“ von der Landesregierung Brandenburg bewilligt. Es hatte eine Laufzeit von 3 Jahren. Die Fördersumme betrug 3,5 Millionen Euro. Als Restaurationsziel war vorgegeben: „Die Seen sollten durch Minimierung der Phosphorkonzentration in den potentiell natürlichen trophischen Zustand (Referenzzustand; LAWA, 1998) zurückversetzt werden. Dies konnte relativ gut quantifiziert werden, da die Seen jahrelang im Vorfeld der Maßnahme untersucht wurden“.2 Im März des Jahres 2010 wurden die Ergebnisse in einem 36 Seiten starken Dokument „Ergebnisse der Restauration der Seddiner Seenkette 2006 bis 2009“ vorgestellt.

Titelseite des Dokumentes

Ein weiteres Projekt, wohl ebenfalls im Institut für angewandte Gewässerökologie GmbH entwickelt, hatte das Ziel, Nieplitzwasser in den Großen Seddiner See zu leiten. Dazu gibt es einen 160 Seiten starken „Erläuterungsbericht zur Überleitung von gereinigtem Nieplitzwasser in den Großen Seddiner See“.3 Diese Vorhaben wurde von den Genehmigungsbehörden abgelehnt. Aber auch unter anderem vom Anglerverband und dem Naturschutzbund. Nach dem Studium dieser Dokumente kann ich die Ablehnungsgründe nachvollziehen.

Titelseite des Dokumentes

Eine dritte Maßnahme war die Durchführung von Monitorings im Großer Seddiner See. Diese wurden über Jahre in dichter Folge durchgeführt. Das letzte Monitoring für das Jahr 2019. Auftraggeber war die Gemeinde Seddiner See. Auftragnehmer wieder das Institut für angewandte Gewässerökologie GmbH. Der Untersuchungsinhalt dieser Monitorings war:

1. Die Gewässergütesituation im Großen Seddiner See zu ermitteln.

2. Die Wasserspiegelentwicklung am Großen Seddiner See zu dokumentieren und zu bewerten.

3. Veränderungen des Grundwasserstandes am Messpunkt Schlunkendorfer Straße 2e zu dokumentieren und bewerten.

Titelseite des Monitorings 2019 4

Bei der Gewässergüte standen der Phosphor- und Stickstoffgehalt im Mittelpunkt.

Mit der Bestätigung von Berlin als zukünftige Hauptstadt entwickelte sich in den folgenden Jahren um Berlin ein sogenannter Speckgürtel. Die Seddiner Seen liegen in meiner Einschätzung in diesem Speckgürtel. Vereinfacht gilt die Formel: In Berlin arbeiten und im grünen Speckgürtel wohnen.

Es entwickelte sich ein reger Tagestourismus an den Seddiner Seen. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die schnelle Erreichbarkeit der Seen mit dem Auto oder auch mit dem Fahrrad. Die Seddiner Seen sind mit dem Auto über die Autobahn Abfahrt Michendorf relativ unkompliziert zu erreichen. Die Bahnhöfe Michendorf und Neuseddin liegen noch im S-Bahn-Bereich von Berlin mit seinen günstigen Tarifen. Für viele jüngere Menschen ist dies Anreiz, mit dem Fahrrad zu den Seddiner Seen zu fahren.

Mit der Bildung des Naturparks Nuthe-Nieplitz wurden die Seddiner Seen dort mit aufgenommen. Die Seddiner Seen liegen am Nordrand des Naturparks.

1 Näheres siehe im Gliederungspunkt Wasserentnahmen aus dem See „Oberflächenwasserentnahme Golf- und Country Club Seddiner See A. G“.
2 Zitat aus Dokument „Ergebnisse der Restauration der Seddiner Seenkette zwischen 2006 und 2009“, verwendet mit freundlicher Genehmigung des Bürgermeisters der Gemeinde Seddiner See.
3 Dokument verwendet mit freundlicher Genehmigung des Bürgermeisters der Gemeinde Seddiner See.
4 Dokument verwendet mit freundlicher Genehmigung des Bürgermeisters der Gemeinde Seddiner See.

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