Hydrologische Betrachtungen

Die Hydrologie ist die Wissenschaft vom Wasser. Sie erforscht den Wasserkreislauf und den Wasserhaushalt. Es sind zum einen der Einfluss von Klima, Boden und Vegetation. Aber auch durch den Menschen verursachte Veränderungen der Umwelt die Auswirkungen auf den Wasserkreislauf (Verdunstung, Grundwasserspeisung und Abfluss) haben. Ziel dieser wissenschaftlichen Untersuchungen ist, möglichst genaues hydrologisches Datenmaterial zu erstellen für Gutachten, Vorhersagen und Prognosen. Vereinfacht und schematisiert gilt diese wissenschaftliche allgemeine Wasserhaushaltsgleichung1:

  • Niederschlag auf das Gebiet (P)
  • oberirdischer Zufluss in das Gebiet (RO)
  • unterirdischer Zufluss in das Gebiet (RU)
  • oberirdischer Abfluss aus dem Gebiet (RO)
  • unterirdischer Abfluss aus dem Gebiet (RU
  • reale Verdunstung des Gebietes (ETR)
  • Speicherveränderung oberirdisch, Boden, Grundwasser

Die folgenden Aussagen (Flächengrößen und Zahlen) stehen unter den Vorbehalt nicht mehr aktuell zu sein. Von der unteren Wasserbehörde des Landkreises Potsdam Mittelmark werden gerade alle Daten zu den Seddiner Seen überprüft und aktualisiert. Im Ergebnis können sich Flächengrößen und damit zusammenhängende Zahlen ändern. Zahlen zu den Grundwasserentnahmen werden aus diesem Grund ebenfalls nicht veröffentlicht. Ende 2021 soll das aktualisierte Zahlenmaterial vorliegen.

Für die Erstellung von hydrologischen Daten sind die wirksamen Flächengrößen der Zu- und Abflüsse und des ober- und unterirdischen Einzugsgebietes wichtig. Zum Großen Seddiner See hat die Hydrologie folgende wirksame Flächengrößen ermittelt: Die Fläche des unterirdischen Zuflusses beträgt 10,1 km2.7 Das speisungswirksame oberirdische Einzugsgebiet umfasst in etwa 43 km2.2 Das speisungswirksame unterirdische Einzugsgebiet beträgt zirka 16 km2 nach einer Stichtagsmessung des 2. GWL aus dem Jahr 2013.2 Zur Fläche des Abstroms habe ich keine Flächengrößenangabe gefunden. Nachfolgend wird eine Karte gezeigt mit den optischen Eintragungen der wirksamen Flächengrößen zu den vier Untersuchungskriterien zu den Seddiner Seen.

Zu- und Abstrom in und aus den Seddiner Seen sowie das Gebiet der Beeinflussung durch GW-Entnahmen und das oberirdische Einzugsgebiet3

Unterirdischer Zufluss

Unter unterirdischem Zufluss wird das Wasservolumen, das einem bestimmten Raum oder Gebiet zufließt, bezeichnet. Es wird aktuell – es ist das Jahr 2020 gemeint – amtlich mit einem jährlichen hypothetischen Zufluss von 1,75 Mio. m3/a zu den Seddiner Seen gerechnet.4 Die hypothetische Zahl von 1,75 Mio. m3/a halte ich für sehr optimistisch. Im Zuflussgebiet befindet sich der Ortsteil Neuseddin, einige Wasserwerke und etliche Grundwasserentnahmen. Die Grundwasserentnahmen erfolgen vorwiegend aus dem 2. GWL.

In einem Gutachten heißt es zu dem unterirdischen Zufluss zum Seddiner See: „Im südöstlichen Modelgebiet in der Umgebung der Ortschaft Langerwisch ist die Grundwasserströmung auf die östlich gelegene Nuthe bzw. den im Süden gelegenen Seddiner See gerichtet“.5 Zum Zuflussgebiet gehört auch noch ein größerer westlicher Teil mit einer auf die Seddiner Seen gerichteten Grundwasserströmung. In diesem Gebiet ist Nadelwald dominierend und damit eine forstwirtschaftliche Nutzung. Mit Blick auf den Wasserhaushalt sind Nadelwälder ungünstig. Sie weisen eine höhere Verdunstungsrate auf als Laub- und Mischwälder. Das Resultat sind geringere Grundwasserneubildungsraten von bis zu 25%. In längeren Zeiträumen können auch sinkende Grundwasserstände die Folge sein.

Skizze des Zuflussgebietes zu den Seddiner Seen3

Die Skizze ist maßstabgerecht zur Bezugsgröße Großer Seddiner See. Die anthropogenen Eingriffe im Zuflussgebiet während des Industriezeitalters betrafen Bodenoberflächenversiegelungen durch den Bau einer Eisenbahnlinie, eines großen Verschiebebahnhofs und den Bau einer Autobahn. Diese Eingriffe hatten in meiner Einschätzung bis um 1960 im letzten Jahrhundert keine sichtbaren negativen Auswirkungen auf die Grundwasserneubildung im Zuflussgebiet. Die Seddiner Seen blieben wasserhaushaltlich im Gleichgewicht. Nach 1960 erfolgten vor allem sich steigernde Wasserentnahmen aus dem 2. GWL in dem Zuflussgebiet. Wissenschaftliche Untersuchungen, inwieweit diese Wasserentnahmen sich konkret auf den 1. Grundwasserleiter auswirken, kenne ich nicht. Mit der Errichtung eines NVA- Objektes erfolgte eine größere Oberflächenversiegelung. In neuerer Zeit kommt durch den von uns Menschen verursachten Klimawandel ein Rückgang der jährlichen Regenmenge hinzu.  Ich wage die These, dass sich der Zufluss seit 1960 um 50% verringert hat.          

Abfluss

Das unter dem Einfluss der Schwerkraft sich auf und unter der Landoberfläche bewegende Wasser wird als Abfluss bezeichnet. Diese zweite Untersuchungsgröße erfolgt von den Seddiner Seen in Richtung Nuthe nördlich des Blankensees nach einer Verweildauer des Wassers in den Seen von etwa vier Jahren.3

Skizze des Abflussgebietes aus den Seddiner Seen3

Die Skizze ist maßstabsgerecht zur Bezugsgröße Großer Seddiner See.

Definition Hydrologisches Einzugsgebiet und Definition Niederschlagsmenge

„Das hydrologische Einzugsgebiet ist eine Größe, die für hydrologische Messungen entwickelt wurde. Es bezieht sich immer auf einen bestimmten Punkt eines Fließgewässers. Das hydrologische Einzugsgebiet dieses Punktes umfasst dann das gesamte Gebiet um den Punkt herum, welches abfließendes Wasser in das Fließgewässer liefert. Es ist das Gebiet, aus der ein Gewässer seinen Abfluss bezieht. Dabei wird (oft) zwischen ober- und unterirdischem Einzugsgebiet unterschieden“.6

Die Niederschlagsmenge, die zur Verfügung steht, definiert sich wie folgt: Unter der Bedingung, dass kein Direktabfluss auftritt, ist die Niederschlagsmenge die Differenz zwischen Niederschlag und realer Verdunstung welche wirksam werden kann.   

Das oberirdische Einzugsgebiet der Seddiner Seen

Das oberirdische Einzugsgebiet ist die als Horizontalprojektion dargestellte Gesamtfläche, aus dem das infolge Niederschlags gebildete Wasser dem niedrigsten Punkt zufließt. Es wird durch Hügel und Kämme begrenzt.6 Das oberirdische Einzugsgebiet im Raum der Seddiner Seen ist in der folgenden Skizze dargestellt.

Skizze des oberirdischen Einzugsgebietes3

Die Skizze ist maßstabsgerecht zur Bezugsgröße Seddiner See. Die Seddiner Seen sind dabei nur wie dargelegt eine „Zwischenstation“. Nach einer Verweildauer in den Seen fließt das Wasser weiter unterirdisch Richtung Nuthe ab.

Bis Anfang der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts war ein oberirdisches ausgerichtetes Grabensystem, welches direkt auf den Großen Seddiner See gerichtet war, vorhanden, um Niederschläge direkt in den See zu leiten wie im Gliederungspunkt „Die Bauern und die Seddiner Seen“ beschrieben. Heute gibt es nur noch zwei ausgebaute direkte Einleitungen zum Großen Seddiner See. Eine Regenwassereinleitung befindet sich in Seddin am Kirchplatz. Eine zweite Einleitung soll Regenwasser von der B 2 in den Großen Seddiner See leiten. Sonstige Einleitungen, wenn es sie gibt, sind diffus. Eine eigene Beobachtung über das Jahr 2020 hat keine Registrierung von Niederschlagsmengen ergeben, die die ausgebauten Einleitungen haben tätig werden lassen.  Bis Anfang der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts war in meiner Einschätzung der Niederschlag, der die Seddiner Seen mit speiste, eine nicht zu unterschätzende Größe zur Erreichung und Erhaltung des Wasservolumens der Seen. Meine Schätzung liegt bei 20%. Heute haben die Regenwasseraufkommen einschließlich der Niederschläge, die direkt auf die Seeflächen über ein Kalenderjahr gesehen niedergehen, keine dauerhafte stabilisierende Größe mehr für die Seen in meiner Analyse. Die im Herbst und Winter in den letzten Jahren für die Seen wirksamen Niederschläge lassen die Seepegel meist bis um 15 cm ansteigen, um in den Sommermonaten schnell aufgezerrt zu werden. Eine Besserung sehe ich mit Blick auf den von uns Menschen verursachten Klimawandel nicht, eine weitere Verschlechterung ist wohl realistischer.

Das unterirdische Einzugsgebiet der Seddiner Seen

Im Gegensatz zum oberirdischen Einzugsgebiet, welches durch die Topografie des Geländes recht schnell ermittelt werden kann, ist das unterirdische Einzugsgebiet nicht so leicht zu ermitteln. Oberirdisches und unterirdisches Einzugsgebiet müssen nicht übereinstimmen. Für das unterirdische Einzugsgebiet sind vor allem die geologischen Verhältnisse bestimmend: geologische Schichten, Klüfte und unterirdische Höhlen.6 Die Wasserscheiden bilden die Grenzen des unterirdischen Einzugsgebietes. Die Fließrichtung des Wassers des unterirdischen Einzugsgebietes im Großraum der Seddiner Seen ist zur Nuthe gerichtet und im weiteren Abfluss Richtung Elbe. Die Seddiner Seen stellen keinen Zwangspunkt für die unterirdischen Abflüsse da. Die Größe des unterirdischen Einzugsgebietes ist dynamischen Entwicklungen unterworfen. Die Größe ist von der Höhe der Grundwasserstände und der Grundwasserscheiden abhängig.

Unterirdisches Einzugsgebiet Darstellung als Skizze

Die Grundwassermengen sind ebenfalls keine feste Größe. Diese können durch Wasserverluste verschiedenster Art beeinflusst werden. Wird der Grundwasserabfluss Richtung Königsgraben und Nieplitz zur Nuthe kleiner durch Klimaverluste und Grundwasserentnahmen, sinken auch die Grundwasserspiegel im Bereich der Seddiner Seen entsprechend des geologischen Abflussprofiles.  Die Grundwasseroberfläche kann unter dem Niveau der Seen absinken. Dann speist das Oberflächenwasser (Wasser der Seen) das Grundwasser. Die Wissenschaft spricht von influenten Verhältnissen. Untersuchungen zu dieser Fragestellung mit Blick auf die Seddiner Seen kenne ich nicht.

Die meisten Grundwasserentnahmen im Großraum der Seddiner Seen erfolgen aus dem 2. GWL. Ergebnisse aus Untersuchungen inwieweit diese Entnahmen den ersten GWL angreifen kenne ich ebenfalls nicht. Damit meine ich wissenschaftliche Studien zu den hydraulischen Fenstern und ihre Auswirkungen auf die Grundwasserleiter. Anders gefragt, inwieweit belasten Grundwasserentnahmen aus dem 2. GWL den 1. GWL. Kann es auch zu Trichterbildungen kommen? Der Begriff Trichter ist ein Begriff aus dem Braunkohleabbau. Das Grundwasser muss zu diesem Zweck stark abgesenkt werden. Es sind in der Lausitz Absenkungen bis auf zu 150 m.  Die Absenkungswirkung erfolgt nicht senkrecht, sondern trichterförmig, was nicht gewollt ist. Ob solch ein Effekt eventuell im Zusammenhang mit den Grundwasserentnahmen aus dem 2. GWL im Großraum der Seddiner Seen möglich ist, ist für mich eine weitere Fragestellung.

Lediglich auf eine hydraulische Verbindung im Osten des Seddiner Sees zwischen dem 1. und 2. Grundwasserleiter wird in den mir zugänglichen Studien verwiesen.

Wasserscheiden

Wasserscheiden trennen mindestens zwei benachbarte Flusssysteme. Es können auch drei Wasserscheiden aufeinandertreffen. Der Punkt des Zusammentreffens wird dann Wasserscheidepunkt genannt. Dargestellt wird solch eine Grenze mit einer Linie und von der Linie wegführende Pfeile auf hydrogeologischen Karten.

Darstellung einer Wasserscheide auf einer hydrogeologischen Karte

Es wird zwischen oberirdischen und unterirdischen Wasserscheiden unterschieden. Oberirdische und unterirdische Wasserscheiden müssen nicht deckungsgleich übereinanderliegen. Oberirdische Wasserscheiden sind naturgemäß leichter zu bestimmen. Es wird mit Luftbildaufnahmen und topografische Karten gearbeitet.  

Unterirdische Wasserscheiden sind – wie der Name schon andeutet – im Boden verborgen. Diese Wasserscheiden werden auch Grundwasserscheiden genannt. Der Verlauf einer Grundwasserscheide ist vom geologischen Aufbau des Untergrundes abhängig. Den Verlauf solcher Grundwasserscheiden zu ermitteln ist mitunter recht schwierig. Es müssen in sehr schwierigen Fällen unbedenkliche Kontrastmittel dem Grundwasser beigegeben werden und deren „Wanderung“ dann ermittelt werden. In der Fachsprache wird dann von Tracerversuchen gesprochen.

Darstellung einer Wasserscheide auf einer hydrogeologischen Karte

Wasserscheiden sind keine statische Größe. Sie können „wandern“. Neben von der Natur ausgehenden Ereignissen können auch menschliche Eingriffe die Ursache sein. Als Beispiel nenne ich den Bau von Kanälen für den Schiffsverkehr.

Wasserscheiden sind für die Ökologie von Bedeutung. Anhand ihrer Grenzen kann zum Beispiel der Eintrag von bestimmten Stoffen in das (Grund)wasser abgeschätzt werden. Wasserscheiden werden von der Hydrologie und der Limnologie untersucht.

Mir waren drei Gutachten zugänglich, die auch Eintragungen zu Wasserscheiden im Großraum der Seddiner Seen enthielten. Interessant ist ein Vergleich der Verläufe. Abgesehen davon, dass der Verlauf jeweils nur zu einem bestimmten Zeitpunkt dokumentiert ist, liegen leichte Unterschiede in der „Natur der Sache“. Auf nachfolgender Karte wird die Lage der Wasserscheide des Grundwasserleiters 1 und das Einzugsgebiet des Grundwasserleiters 1 bezogen auf den Großen Seddiner See dargestellt.

Lage der Wasserscheiden und Zuflussgebiet zu den Seddiner Seen12

Grundwasserentnahmen im Großraum der Seddiner Seen

Das Gebiet der Beeinflussung durch Grundwasserentnahmen ist relativ groß. Deshalb unterscheide ich in diesem Untersuchungsbereich noch zwischen GW-Entnahmen nördlich der Seddiner Seen und südlich der Seddiner Seen. Auch haben die Grundwasserentnahmen nördlich der Seddiner Seen einen höheren Einfluss auf den wasserhaushaltlichen Zustand der Seddiner Seen als die Grundwasserentnahmen südlich der Seen. Die Begründung liegt in den Grundwasserfließrichtungen. Wenn dokumentiert, erfolgt eine weitere Unterscheidung der Grundwasserentnahme nach GWL 1 oder GWL 2.

Einzugsgebiet GWL 2 und Wasserwerke11

GW-Entnahmen nördlich der Seddiner Seen Stand 20209:

ErlaubnisinhaberEntnahmemenge m3/a           GW-Leiter  Zweck
Gemeinde Seddiner SeeGWL 2Wasserwerk Seddiner See
Stadtentsorgung PotsdamGWL 1Deponie Fresdorfer Heide
Wasserversorgung PotsdamGWL 2WW Wildenbr. Bergheide
Wasserversorgung PotsdamGWL 1WW Wildenbr. Bergstraße
Gemeinde Michendorf  GWL 1unbekannt
Wilhelmshorst    GWL 1Befüllung Waldsee
Rosengut Langerwisch GmbH  GWL 1Bewässerung
Michendorf, Kleingartensparte  GWL 1Bewässerung
Golf- und Country Club    GWL 2Verregnung
VGS KV Potsdam/Langerw.    GWL 1Gartenbewässerung
Heimvolkhochschule S. See    GWL 2Rasenbewässerung
Happy Beton GmbH & C. KG    GWL 2Neuseddin, Zweck?
Hajek/Döbler Langerwisch    GWL 1Privathaushalt
LPG Fresdorf    GWL 12 Standorte
Institut Gewässerökologie    GWL 2Befüllung Experimentierb.
Golf- und Country Club  GWL 2Einleitung Seddiner See

Insgesamt werden nördlich des Großen Seddiner Sees m3/a aus den Grundwasserleitern entnommen. Dazu kommt noch eine Grauzone erlaubnisfreier Entnahmen. Die m3 teilen sich auf in m3 auf den GWL 1 und m3 auf den Grundwasserleiter 2. Grundwasserentnahmen aus dem 1. GWL im Bereich des unterirdischen Zuflusses verringern die Größe des wirksamen Dargebots.

GW-Entnahmen südlich der Seddiner Seen außerhalb des wirksamen Einzugsgebietes, Stand 20209:

ErlaubnisinhaberEntnahmemenge m3/aGW-LeiterZweck
WAZV NieplitzGWWW Beelitz
Spargelhof KleistowGWSpargelbewässerung
WAZV NieplitzGWWW Beelitz-Heilstätten
WAZV MittelgrabenGWWW Tremsdorf
Spargelhof KlaistowGWSpargelbewässerung
WAZV NieplitzGWWW Zauchwitz
Spargelhof SyringGWSpargelbewässerung
Forsthof Beelitzer HeideGWHeidelbeerbewässerung
Beelitzer Frischeier e. G.GWTränkwasser

Die Summe der Grundwasserentnahmemenge beträgt m3. Dazu kommt auch hier noch eine erlaubnisfreie Grauzone an Grundwasserentnahmen. Die Grundwasserentnahmen südlich des Großen Seddiner Sees haben keinen direkten Einfluss auf das für die Seen wirksame Dargebot, da sie nicht im Gebiet des Zuflusses zu den Seddiner Seen liegen. Der Anteil der Grundwasserentnahmen bezogen auf die Grundwasserneubildung liegt zwischen 50 und 60%.7

Eine Besonderheit bei den Seddiner Seen ist die Tatsache, dass es im direkten Umland zu ihnen bis maximal 2 km Luftlinie erhebliche Wasserentnahmen gibt.

Grundwasserentnahmen in direkter Nachbarschaft der Seddiner Seen

1/Ab zirka 1923 Wasserwerk Neuseddin. Bis um 1960 wohl gleichbleibende Grundwasserentnahmen. Danach steigende Grundwasserentnahmen. Vor allem auch durch die Ansiedlung eines Objektes der Nationalen Volksarmee. Anfang 2021 genehmigt m3/a aus GWL 2.

2/Ab zirka 1935 Wasserwerk Wildenbruch-Bergstraße, heute Wildenbruch-Am Berg. Bis um 1960 wohl gleichbleibende Grundwasserentnahmen. Danach steigende Grundwasserentnahmen. Anfang 2021 genehmigt m3/a aus GWL 2.

3/Ab zirka 1943 Wasserwerk Wildenbruch Bergheide. Bis um 1960 wohl gleichbleibende Grundwasserentnahmen. Danach steigende Grundwasserentnahmen. Anfang 2021 genehmigt m3/a aus GWL 2.

4/Ab zirka 1958 Grundwasserentnahmen Kombinat Industrielle Mast bis 1995. Jährlich maximal m3/a aus GWL 2.

5/Ab zirka 1965 LPG-Gärtnerei bis 1990. Grundwasserentnahmen aus drei Brunnen. Entnahmemengen konnten bisher noch nicht ermittelt werden. Sie dürften aber insgesamt erheblich gewesen sein. Die Wasserentnahmen erfolgten aus dem GWL 2. Ab 1994 Wasserentnahme durch den Golf- und Country Club Seddiner See AG. Hier sind der Zeitraum 1994 bis 2001 und der Zeitraum ab 2001 zu unterscheiden. Bis 2001 Wasserentnahmen aus drei Brunnen. Ab 2001 Wasserentnahmen aus 2 Brunnen und ab 2001 Wasserentnahme aus dem Großen Seddiner See.8

6/Ab zirka 1994 Heimvolkshochschule Seddiner See. Anfang 2021 m3/a aus GWL 2.

7/Ab zirka 1995 Institut für angewandte Gewässerökologie GmbH. Anfang 2021 m3/a aus GWL 2.

?/ Grundwasserentnahme nicht geklärt

Alle Entnahmen entfallen auf den GWL 2. Fünf Grundwasserentnahmen liegen nördlich des Großen Seddiner Sees im Bereich des Zuflusses zu den Seddiner Seen und zwei südlich im Bereich des Abflusses oder noch Zuflusses?

Anzeigepflicht privat gebohrter Brunnen

In den Ortsteilen Kähnsdorf, Seddin und Wildenbruch der Gemeinden Seddiner See und Michendorf gibt es zirka 800 bis 1000 privat gebohrte Brunnen. Diese Brunnen greifen auf den 1. oder 2. Grundwasserleiter zu. Diese Brunnen sind nur anzeigepflichtig und dürfen im Jahr bis zu 3000 m3 kostenfrei fördern. Das ergibt im Maximum eine erhebliche Kubikmetersumme übers Jahr gerechnet. „Der Landkreis Potsdam Mittelmark gibt jetzt ein Gutachten in Auftrag, welches die aktuellen Grundwasserentnahmen (gewerblich und privat) ermitteln soll.11

Grundwasserneubildungsraten

Aktuelles wissenschaftlich abgesichertes Datenmaterial zur Problematik der Seddiner Seen habe ich nicht gefunden. Das zur Verfügung stehende Datenmaterial stammt aus dem Jahr 2013.

Tabelle zur Grundwasserneubildung13

In der Präsentation wird diese Tabelle als „Summarische Grundwasserneubildung und Fläche des Einzugsgebietes (EZG) des Seddiner Sees im GWL 1 (1.021.903 m3/a) und GWL 2“ bezeichnet. Das Jahr 2013 ist das letzte von 3 aufeinander folgenden Jahren mit einer ausgeglichenen klimatischen Wasserbilanz übers Jahr gesehen für die Seddiner Seen. Das steigende Wasservolumen der Seen in diesen Jahren dokumentiert das. Sichtbar wird dies in der Seespiegelentwicklung. Die aus der klimatischen Wasserbilanz zu errechnenden Grundwasserneubildungsraten sind allerdings Zahlen auf einem nicht sehr hohen Grundniveau wie die Grundwasserganglinien im Bereich der Seddiner Seenkette beweisen.9 Ab 2013 ist eine deutliche Dynamisierung der Grundwasserabsenkungen im Großraum der Seddiner Seen nachweisbar. Eine Tabelle aus dem Jahr 2021 dürfte wesentlich dramatischer ausfallen. Hier wage ich die These, dass sich der Anteil der Grundwasserentnahmen im Bezug zu den Grundwasserneubildungsraten weiter verschlechtert hat. Die aus dem Jahr 2013 stammenden Prozentzahlen von 50 bis 60% liegen im Jahr 2021 vermutlich bei 60 bis 70%. Eine Trendwende sehe ich nicht. Der von uns Menschen verursachte Klimawandel zeigt sich immer drastischer und wird die Situation weiter verschärfen. Dazu kommen weitere Faktoren wie zum Beispiel die Lage der Seddiner Seen im Speckgürtel von Berlin: in Berlin arbeiten und im Grünen wohnen. Eine sich steigernde Anspannung der Grundwassersituation im Speckgürtel von Berlin ist die Folge.     

1 Technische Universität Bergakademie Freiberg, Insitut für Geologie, Vorlesung zur Lehrveranstaltung „Grundlagen der Hydrologie“.
https://blogs.hrz.tu-freiberg.de/fsr3/wp-content/uploads/sites/34/2014/10/Hydrologie-Hydrogeologie.pdf

2 Angabe nach Präsentation „Wasserentnahme aus dem Seddiner See“ der Unteren Wasserbehörde auf einer Tagung am 13. Februar 2020, aus Tabelle 3.
3 Erläuterungsbericht zur Überleitung von gereinigtem Nieplitzwasser in den Großen Seddiner See“, Seite 40, mit freundlicher Genehmigung des Bürgermeisters der Gemeinde „Seddiner See“ verwendet.
4 Angabe nach Präsentation „Wasserentnahme aus dem Seddiner See“ auf Grundlage von Daten LfU Referat W 13
5 Aus dem Hydrologisches Gutachten zur Beantragung einer Wasserrechtlichen Erlaubnis für ein Wasserwerk Michendorf, Seite 20.
6 ETH, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, IP UMWELTBEOBACHTUNGEN, VERSUCH E, Gliederungspunkt 3.1.1.
7 Zahl stammt aus Präsentation „Wasserentnahmen aus dem Großen Seddiner See“ der Unteren Wasserbehörde
8 Sie auch die Ausführungen im Gliederungspunkt „Wasserentnahmen aus den Seddiner Seen“
9 Erstellt unter Verwendung von Angaben aus dem „Erläuterungsbericht zur Überleitung von gereinigtem Nieplitzwasser in den Großen Seddiner See“, Tabelle 3.1.2 und der Präsentation „Wasserentnahmen aus dem Großen Seddiner See“, Tabelle 1 und Tabelle 2.
10 Siehe den Homepagepunkt „Die Grundwasserentwicklungen im Großraum der Seddiner Seen“.
11 Abbildung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Potsdam-Mittelmark.
12 Abbildung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Potsdam-Mittelmark.
13 Tabelle entstammt der Präsentation „Wasserentnahmen aus dem Seddiner See“ der Unteren Wasserbehörde auf einer Tagung am 13. Februar 2020, Folie 3.

zurück

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmen Sie dem zu.

Datenschutzerklärung