In diesem Gliederungspunkt wird versucht, die Wasserentnahme aus dem Großen Seddiner See zu rekonstruieren. Zunächst ein Überblick, wofür das Entenkombinat Seddin ab dem Jahr 1958 als Teil des VEB Binnenfischerei Potsdam Wasser benötigte. Für den Wasserverbrauch am Standort Seddin waren wesentlich:
- Füllung der Schwimmrinnen an den Kükenaufzuchtställen,
- Reinigung der Kükenstelle und -ausläufe (Rostenhaltung),
- Reinigungswasser in der Brüterei,
- Trämlwasser für die Entenküken,
- Wasserbedarf für 30 Wohnungen.
Das benötigte Wasser wurde aus dem in 45 m Tiefe liegenden 2. Grundwasserleiter (GWL) mit zwei Anlagen gepumpt. Aus dem 1. GWL hat das Entenkombinat kein Wasser entnommen. Genaue Zahlen über den jährlichen Grundwasserbedarf sind mir bis jetzt aus Dokumenten nicht bekannt. In etwa kann dies geschätzt werden mit der Abwassermenge, die ab Mitte der siebziger Jahre auf Futtergrasflächen verregnet wurde. Erst mit dem Bau der Verregnungsanlage Mitte der siebziger Jahre wurde Wasser aus dem Großen Seddiner See entnommen. Dies geschah bis zur Insolvenz der Nachfolgefirma Georg Stolle im Jahr 1995.
Ingesamt waren es 18 bis 20 Jahre Wasserentnahme aus dem Großen Seddiner See für Verregnungszwecke. Die Kalkulation war wie folgt, die als Maximalwerte pro Jahr veranschlagt wurden: Auf 150 ha wurde verregnet, die Gesamtmenge der Verregnung betrug 225.000 m3 pro Jahr, davon waren ca. 20% Klarwasser aus dem See. Somit sind 204.000 m3 die Abwassermenge.
Bei Wikipedia ist nachzulesen: „Das ehemalige Kombinat Industrielle Mast (KIM) Kähnsdorf zog für seinen Betrieb jährlich 204.000 m3 Wasser aus dem See“. 1 Diese Angabe ist in mehrfacher Hinsicht nicht korrekt und zudem sehr allgemein. Es fehlt der Zeitraum der Entnahme aus dem Großen Seddiner See, was ein nicht unerheblicher Faktor ist. Die Zahl 204.000 m3 suggeriert zudem, dass es jährlich 204.000 m3 Wasser aus dem Seddiner See waren. Es wäre mehr gewesen, als dem „Golf und Country Club Seddiner See“ gestattet wurde zu entnehmen pro Jahr. In Wirklichkeit ist es die Differenz zwischen 225.000 m3 Gesamtmenge und 204.000 m3 Abwasser. Das ergibt 11.000 m3 Klarwasser aus dem Großen Seddiner See, die für die „Nachspülungen“ nach den Verregnungen des Abwassers auf den Futtergrasflächen zur Reinigung des Grases jährlich eingesetzt wurden. Dies sollen Maximalmengen gewesen sein.
Diese Zahlen ergeben, dass aus dem 2. Grundwasserleiter ab Einrichtung des „Entenkombinats Seddin“ im Jahr 1958 im Maximum pro Jahr 205.000 m3 gepumpt wurden. Die am Anfang gestellte Frage konnte beantwortet werden.
1 Wikipedia „Der Große Seddiner See“, https://de.wikipedia.org/wiki/Großer Seddiner See