Überregionale Nachhaltigkeitsbetrachtungen

Stufenausbaukonzept für die naturnahe Abwasserreinigung 1

Im Gliederungspunkt „Bau einer Abwasseraufbereitungsanlage am Seddiner See im Standard des 21. Jahrhunderts“ sind viele regionale Nachhaltigkeitseffekte aufgeführt. Hier weitere Überlegungen zur Nachhaltigkeit aus anderen Blickwinkeln.

INTERNATIONAL

Es wird zwischen Großanlagen, mittleren Anlagen und Kleinanlagen bei der Abwasseraufbereitung unterschieden. Anlagen mit einem Reinigungsgrad bis zur Trinkwasserqualität im Dauerbetrieb gibt es bisher nur in Form von Großanlagen. Die berühmteste Anlage ist eventuell die von Singapur.

In Deutschland sind nach meinem Kenntnisstand nur Großanlagen als Forschungs- und Demoanlagen im Bereich der Abwasseraufbereitung in Betrieb. Wobei meist unterschiedliche „Reinigungstypen“ des Wassers für verschiedene Anwendungssektoren produziert wird: Industrie, Landwirtschaft oder kommunale Versorgung.

Weder in Deutschland noch international gibt es nach Auskunft von Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. pol. Dr. h. c. Rudolph eine mittlere Abwasserreinigungsanlage als Forschungs- und Demoanlage oder gar im Dauerbetrieb mit einem Reinigungsgrad bis zur Trinkwasserqualität. International wird mit Hochdruck an solchen Anlagen gearbeitet. Solche Anlagen klimaneutral, finanziell-sozialverträglich und energiepositiv auszustatten ist die wesentliche Zielstellung. Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. pol. Dr. h. c. Rudolph formuliert es wie folgt: „… ist insofern etwas, dem nicht nur in Ihrer Region, sondern weltweit Pilotcharakter zukommen könnte, wenn es gelingt, das Ganze konkret zu strukturieren und zu detaillieren. Und da gehört allerhand dazu“.    

Neben der klassischen Abwasserreinigung nach dem Standard des 20. Jahrhunderts, die nicht zu Grabe getragen werden soll, wäre eine mittlere Abwasseraufbereitungsanlage mit dem beschriebenen hohen Reinigungsgrad des Abwassers eine Lückenschließung in der Abwasserpolitik mit einem enormen Potenzial. Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. pol. Dr. h.c. Rudolph beschreibt die Möglichkeiten so: „Ohne vorschnell auf Details eingehen zu können darf ich sagen, dass zur Problemlösung auf Dauer (1.) die Rückführung der Abwässer nach weitergehender Klärung, (2.) die Erhöhung der Grundwasserneubildung durch Wasserversickerung und (3.) eine Verbesserung der Wassereffizienz bei Landwirtschaft, Industrie und Haushalten unverzichtbar sind. Das bestätigen mittlerweile fast alle Wasser-Experten und Entscheidungsträger. Aber über Symbolpolitik ist es wie überall schwer, konkrete und auch finanziell umsetzbare Lösungen zu entwickeln“.

Für kleine Klärwerke ist die Aufbereitung des Abwassers in Richtung Trinkwasserqualität nicht finanziell-sozialverträglich erreichbar in den wissenschaftlichen Einschätzungen. 

LAND BRANDENBURG

Im Land Brandenburg gibt es nur Klärwerke, die nach dem Innovationsstand des 20. Jahrhunderts arbeiten. Der Bau eines mittleren Klärwerks mit einem hohen Wasserreinigungsgrad als Pilot- und Forschungseinrichtung mit dem Ziel „Dauerbetrieb“ wäre ein Innovationsschub in der Abwasserpolitik mit Potenzial. Mit Blick auf die unter den Punkten 1. bis 3. formulierten Möglichkeiten bringt es Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. pol. Dr. h. c. Rudolph so auf den Punkt: „Ihr Klärwerksvorschlag würde ihre Region bei allen 3 Punkten voranbringen“.   Die Seddiner Seen liegen im Speckgürtel von Berlin. Seit einiger Zeit wird von Kommunalpolitikern, den Umweltverbänden und nicht zuletzt verschiedenen Bürgerinitiativen auf die prekäre Grundwassersituation in diesem Gebiet verwiesen. Nicht zuletzt ist die Grundwasserproblematik im Zusammengang mit dem Bau der GIGA- Fabrik in Grünheide wie in einem Brennglas offen zu Tage getreten. Die Arbeit eines mittleren Klärwerks in den beschriebenen Parametern könnte sogar interessant werden für einen Plan B beim weiteren Ausbau der GIGA-Fabrik. Auch der eine oder andere grundwassergespeiste See im Speckgürtel von Berlin und darüber hinaus könnte eventuell gerettet werden.  

1 Mit freundlicher Genehmigung des Instituts für Umwelttechnik und Management an der Universität Witten/Herdecke GmbH, 2013, verwendet. Skizzenhafte und schematisierte Darstellung einer modernen Kläranlage. Entnommen der Titelseite „Stufenausbaukonzepte für kommunale Kläranlagen unter verschiedenen Landesspezifischen Randbedingungen“.

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